17 Skitour Transalp Teil2

Reisebericht

Skitour über die Alpen – Von Bruneck nach Kufstein

Sonntag, 22. Februar - Benno

Hopphopp!…alles sortiert! Und? Brauch ich noch was? Fehlt etwas ganz wichtiges? – Auf meiner Wohnzimmercouch liegen allerlei Ausrüstungsgegenstände und Klamotten…Ach Moment!?…Wir steigen ja ins Taxi in Kufstein ein und alles was da mit Richtung Südtirol fährt muss ja wieder zurück getragen werden. So ist das!!
…die Schuhe, die ich jetzt anziehe, wenn ich zur Haustür’ rausgeh’, muss ich dann also von Bruneck nach Kufstein tragen, alles klar! Dann: Flipflops. Zugegebenermaßen komisch für Ende Februar…
Sonst läuft erst mal alles wie gewohnt: Alles dabei oder auch nicht…sehen wir dann schon, Treffpunkt mit allen Teilnehmern in Kufstein funktioniert, auch hier ein „Hakl dahinter“, passt. Auch der Samstagsstau auf der Brennerautobahn, trägt zum Gefühl bei, dass alles normal ist.
Wobei „normal“? Wir fahren ja auf die Alpensüdseite, ergo es hat Schnee!
Und auch vergangene Nacht sind einige Zentimeter dazu gekommen und gerade als wir im abendlichen Südtirol ankommen, reißt der Himmel mehr und mehr auf. Die Stimmung ist gut, wir sind gut drauf, dennoch konzentriert und gespannt…Morgen geht’s richtig los!

Sonntag, 23. Februar - Fabian

Gestern Abend wurde beschlossen: wer zu spät kommt, zahlt Schnaps. Es kann also lustig werden. Zum Glück halten sich die Verspätungen bisher in Grenzen und es kann pünktlich losgehen! Gestärkt von Südtiroler Spezialitäten geht es gemütlich dahin und wir staunen nicht schlecht, dass der Winter in den Südalpen noch nicht abgeschafft wurde. Außerdem bescheren uns die brav geleerten Teller von gestern Sonnenschein und gigantische Ausblicke auf das Dolomiten-Panorama. Im Aufstieg zur Schwarzen Wand zunächst nur Richtung Süden, ab der Überquerung dann auch nach Norden. Der pulvrige Neuschnee auf dem schattigen und flachen Talzustieg weicht langsam einem leicht gepressten Deckel, die zunehmende Steilheit tut ihr Übriges, dass wir uns die bevorstehende Abfahrt hart erarbeiten müssen. Zum Glück hat uns eine Gruppe Südtiroler Locals das Spuren abgenommen, so dass sich unsere Bergführer voll auf das Zählen der Spitzkehren konzentrieren kann ☺. Das kleine 1×1 wird wohl auch in der Bergführerprüfung abgenommen.

So schön und anstrengend der Aufstieg war, das Highlight der Tages soll aber die Abfahrt werden (was zu diesem Zeitpunkt aber noch keiner weis ….). Die ersten paar hundert Höhenmeter sind fast noch als pulvrig einzustufen – nichts anderes haben wir auch erwartet, wir sind ja schließlich zahlende Gäste ;-). Weiter unten wird es dann spannend. Nach einem kurzen „links oder rechts von der Schlucht?“ entscheiden wir uns für die Mitte. Eine gute Wahl! Spektakulär geht es im Pillow-Hopping-Style den Bachgraben steil hinunter. Teils mit Glück, teils mit Verstand, Intuition und vor allem viel Spaß suchen wir uns die Route durch fast kaskadenartiges Gelände. Zermürbend, aber einmalig zieht sich die Wasserfall-Abfahrt ins Tal. Wo der Bach aufhört wird der Wald dichter, zum Glück schaut der Förster nicht zu!
Im Tal angekommen skaten wir uns zum krönenden Abschluss noch gute 2km die nassgeschwitzten Hemden auf der Höhenloipe trocken.
Unkonventionell – unvergesslich.
Der erste Tag war gleich ein highlight, so kann es weitergehen…vorausgesetzt die Oberschenkel erholen sich bis morgen. Für genügend Flüssigkeit ist am Abend in jedem Fall gesorgt…

Montag, 24. Februar - Brigitte

Nach einer fast schlaflosen Nacht starten wir den Morgen mit einem superleckeren Frühstück mit allem drum und dran. Und das um 6. 00 Uhr! Unser heutiges Ziel: die Löffelspitze mit knapp 3200m. Ein bisschen bang war uns allen schon, ob sich die Oberschenkel von unserer gestrigen Tour soweit erholt haben, um die heute geplanten 1700 Höhenmeter zu schaffen? Wir werden sehen! Pünktlich um 7.00 Uhr waren wir zur Freude unserer Bergführer alle fertig (schon wieder gibt’s am Abend keine Runde Schnaps für alle ☹).
Zuerst ging es ca. 6 km flach zur Knuttenhütte. Ha! Die war bewirtschaftet und ich hätte es mir durchaus vorstellen können hier einen Einkehrschwung zu machen. Aber dazu war freilich keine Zeit, denn wir hatten noch einen langen Weg vor uns. Viele Kilometer und viele Höhenmeter. Leider hat sich an der Knuttenhütte Martin von uns verabschiedet. Er hatte festgestellt, dass er dem Ganzen konditionell nicht gewachsen ist und hat sich entschlossen abzubrechen. Schade!
Für uns ging es dann weiter zum Klammljoch. Unberührte, einsame Landschaft wo man hinschaute…. Strahlender Sonnenschein – wow, wann erlebt man sowas schon? Fantastisch!
Nach einer kurzen Abfahrt ging’s dann in ein endlos erscheinendes Tal, das sich bis zur Scharte hinzog. Die Löffelspitze und die Scharte in weiter Ferne! Irgendwann aber erreichten wir die Hänge, die zur Scharte hinaufführten. Puh, da brannten langsam die Oberschenkel und die Sonne. Benno und Michi haben auch noch alles gespurt, aber außer einer toten Gams gab es in diesem Tal nichts. Endlich erreichten wir die Scharte und da wartete eine Überraschung: wir schauten alle ganz schön blöd, als wir einen Blick in unsere Abfahrtsrinne riskierten -Steilst…und wir wurden unruhig, wie sollen wir da denn runterkommen? Die ersten 50m auch noch Felsen – ohje! Aber Benno und Michi beeindruckte das nur ein bisschen, schnell bauten sie einen Stand, Benno sicherte Michi, der zuerst über die Felsen abrutschte, dann bewusst ein kleines Schneebrett abtrat. Dann ist er weiter die ca. 50° steile Rinne abgerutscht. Ich hätte nie die erste sein wollen in dieser Rinne. Nacheinander haben wir es dann dem Michi nachgemacht und haben die Schwierigkeiten mehr oder weniger mutig überwunden. Sauber Michi und Benno! Inklusive der 2 Bergführer waren wir alle erleichtert gut runter gekommen zu sein. Anschließend konnten wir die tollen Hänge mit wahnsinns-Powder nur noch genießen. Ein unvergesslicher Tourentag, bleibende Eindrücke, einfach super. Nachdem wir uns in Kasern mit einer leckeren Brotzeit und einigen kleinen Bierchen gestärkt haben, freuen wir uns jetzt schon wieder aufs Abendessen – das letzte mal in Südtirol. Danke an Benno und Michi für den wunderschönen Tag!

Dienstag, 25. Februar - Robert

Nach einem sehr leckeren Abendessen mit lokalen Spezialitäten ging es zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen wartete schon um 6.15 Uhr das Taxi, um uns ein paar Kilometer talabswärts zum Ausgangspunkt unseres heutigen Tagesziels zu bringen: Die Wollbachspitze, 3209m.
Wie in den letzten Tagen konnte wir keine Wolke am Himmel erkennen und nach einigen Metern im Wald musste schon die erste Schicht der Klamotten weichen, so warm war es.
Nach einer guten halben Stunde öffnete sich das Tal und man konnte die Wollbachspitze hoch über dem Talkessel erkennen. Ein langer Weg stand uns also noch bevor!
Eisiger Untergrund machte den Aufstieg beschwerlicher als gedacht und je nach Hanglage war es trotzdem brüllend heiß. So kam schon der Ruf nach einer Badehose auf!
Je höher wir kamen um so angenehmer wurde es, so dass wir nach 2 Pausen in der Sonne endlich auf der Scharte angekommen waren. Blieb also nur noch die Flanke zum Gipfel.
Ein eisiger Wind kam auf und machte uns die letzten Meter schwer. Nach einiger Zeit mussten die Skier an den Rucksack und die letzten Meter zu Fuß waren nochmals eine Herausforderung für die ganze Gruppe. Nach einer sehr kurzen Gipfelrast (zu viel Wind!) mussten wir auf der anderen Seite mit Steigeisen absteigen. Hier mussten Benno und Michi nochmals unterstützen, so dass alle heile unten am Gletscher ankamen. Es folgte die Abfahrt, über die man hier nicht viele Wort verlieren muss. Der Wind hatte beste Arbeit geleistet, so dass der stark verpresste Schnee allen in der Gruppe große Probleme bereitete. Aber das Wetter und damit auch der Schnee lassen sich ja bekanntermaßen nicht ändern.
Ergo… Top: Berghotel Kasern, Grat von und zur Wollbachspitze, Panorama vom Gipfel
Flop: windgepresster Schnee bei der Abfahrt.

Mittwoch, 26. Februar - Christian

Nach einer Nacht im Lager klingelte um 5.30 Uhr der Wecker. Frühstück und um 6.30 Uhr bringt uns das Taxi nach Bärenbad, hier versperrt dem Taxi eine Schranke den Weg, dementsprechend auf Skiern und zu Fuß die 400m zur Staumauer weiter.
Das Taxi fuhr wieder talauswärts und Brigitte wurde von ihm mitgenommen. Ihr Knie schmerzte nach einem Sturz vom Vortag und ein Weitergehen war leider für sie nicht möglich. Sehr Schade!
Durch endlose Tunnels ging es weiter zum eigentlichen Ausgangspunkt unserer Tour. Dann über weite Hänge steil bergwärts nicht wie sonst mit weiten „Hatschern“. Das Panorama war gigantisch. Rückblickend zur Wollbachspitze, sah man nun, dass der Föhn am Alpenhauptkamm anstand und ins Tal abfiel. Bei uns war noch bestes Wetter. Nach einer längeren Pause brachten wir die letzten 500 Höhenmeter hinter uns. An der Scharte stürmte es schon mehr. Michi und Benno suchten einen Übergang zur Nordseite, in der Zeit kam auch die Föhnwalze immer näher. Den Übergang bezwangen wir durch eine kleine Rampe. Auf der Nordseite tobte der Föhn, aber der Schnee war noch pulvrig!
Über weite Hänge fuhren wir schnell talauswärts, der Wind blies uns vom Berg ;-)…
Auf einer Fahrstrasse weiter talauswärts bis zum kurzen Zwischenstopp auf einer kleinen Alm, wo wir unseren Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht brachten. Weiter der Straße folgend ging es nach Gerlos. In den letzten Tagen sahen wir ziemlich wenig Menschen, hier ist es ganz anders. Hier hat uns der Skizirkus eingeholt.

Donnertag, 27. Februar - Liane, Franz & Robert

Nach einer lauten Nacht in Gerlos sind wir gestärkt mit einem guten Frühstück gestartet. Mit Bus und Taxi geht’s nach Königsleiten. Mit dem Lift waren die ersten Höhenmeter gleich erledigt und danach ging’s mit den Fellen auf den Ochsenkopf.

Es folgte eine super Pulverschneeabfahrt zum Gasthof Moderstock, wo sich alle mit Kässpatzen etc. stärkten für die kurze Taxifahrt nach Hopfgarten ☺.
Dann ging’s rauf auf die Hohe Salve, wieder runter , wieder rauf usw. bis wir schließlich in Ellmau landeten.
Hier in unsere Unterkunft eingelaufen, den örtlichen Supermarkt gestürmt um sehr gesunde Getränke und Speisen zu holen ;-). Um 18.00 Uhr Uhr belagerten wir die hiesige Pizzeria und nach Einnahme der namensgebenden Speise und einer Runde Schnaps verließen wir die Lokalität und versuchten im ruhigen Ort Ellmau zu schlafen…Wetter war wieder super, Aussicht grandios!!

Freitag, 28. Februar - Michi

Was ist das? Es schneit!

Zum ersten Mal in dieser Woche gibt es Niederschlag. Doch zum Glück ist es Schnee! Unser Taxifahrer, der uns zur Wochenbrunner Alm bringt, hält uns denk ich für verrückt, bei diesem Wetter eine Skitour zu gehen. Zudem müssen wir die Ski erst mal 30 Minuten tragen, bevor wir durch den schönen Wald Richtung Gruttenhütte mit Skiern aufsteigen können. An der Hütte angekommen, zeigt sich schon ein bisschen die Sonne und wir sind uns einig, dass wir auch heute wieder Glück mit dem Wetter haben werden! Auch den letzten Übergang ins Kaisertal gibt’s bei eben kaiserlichem Wetter!
Mit den Harscheisen geht es den steilen Westhang Richtung Kopftörl empor. Dann heißt es Ski an den Rucksack und Steigeisen anlegen. Denn jetzt geht es über einen verschneiten Klettersteig zur Scharte hinauf. Schwindelfreiheit ist hier gefordert. Doch eine gute Spur und die zum Teil aus dem Schnee ragenden Stahlseile ermöglichen einen reibungslosen Aufstieg und wir sind glücklich, als wir gegen elf Uhr alle im Kopftörl stehen und wir den letzten Aufstieg der Skitouren-Transalp hinter uns gebracht haben.
Die Abfahrt in den Hohen Winkel wird nochmals ein Genuss! Hier finden wir doch tatsächlich noch feinsten Powder und die Aussicht auf die hohen Wände von Totenkirchl und Kleiner Halt belohnen uns noch einmal für alle Strapazen.
Mit ein paar kurzen Tragepassagen erreichen wir schon bald die Klaushütte. Hier ziehen wir die Ski ein für allemal aus und montieren sie auf den Rucksack. Von hier aus müssen wir zu Fuß bis nach Kufstein gehen. Doch die Vorfreude auf das wohlverdiente Bier auf halber Strecke am Pfandlhof macht uns den Abstieg leicht.
Als wir kurze Zeit später auf der Terrasse am Pfandlhof sitzen, fangen wir langsam an zu verstehen was wir in den letzten Tagen alles erlebt haben, wieviele unzählige Eindrücke wir aus dieser Woche im Kopf haben. Wahrscheinlich hätten wir noch ewig auf der Sonnenterrasse sitzen können….doch auch die letzten 30 Minuten hinunter ins bereits frühlingshafte Kufstein wollen noch gemeistert werden.


Wir haben’s geschafft! Unsere Skitour über die Alpen. Unvergesslich.

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