8 Moderne Zeit Teil1

Reisebericht

Marmolada Klettern – Moderne Zeiten

Wir hocken im Café an der Talstation der Marmolada Seilbahn und genießen die warme Sonne. Noch können wir es nicht so recht glauben, dass wir vor nur einer Stunde in schmerzenden Kletterschuhen gestanden sind und gehofft haben, dass diese Tour bald ein Ende nimmt. Doch die warmen Sonnenstrahlen und vor allem das gut schmeckende Weißbier, lassen die Mühe und Anstrengung schon jetzt in Vergessenheit geraten.

Drehen wir die Uhr um zwölf Stunden zurück.

Es ist vier Uhr morgens. Der Wecker lässt deutlich anklingeln, dass es Zeit ist aus den Federn zu kommen. Noch etwas benebelt vom gestrigen Wein, torkeln wir in die Gaststube der Falier Hütte um unser Thermofrühstück in Empfang zu nehmen. Zum Glück haben wir uns bei der gestrigen Anreise noch mit Speck und Käse in Wolkenstein versorgt, sonst wäre das Buffet arg trocken ausgefallen. In nächtlicher Dunkelheit wandern wir zum Einstieg der Tour. Wir sehen die Lichter einer Seilschaft, die sich bereits den Weg in die erste schwere Passage gesucht hat. Die Kegel der Stirnlampen suchen hektisch die Wand nach kleinen Tritten oder Griffen ab. Es scheint nicht leicht zu sein. Doch dann erinnere ich mich wieder. Ich war die Tour schon mal vor 9 Jahren geklettert, damals hatten wir die erst Länge am Tag zuvor fixiert, damit wir schneller vorwärts kommen. Heute nicht, heute muss geklettert werden. Als wir die ersten leichten 80m hinter uns haben und am Einstieg der leicht überhängenden 8- Verschneidung stehen, geht schon langsam die Sonne auf und ich bin glücklich, die Länge nicht in Dunkelheit führen zu müssen. Denn sie ist durchaus anspruchsvoll. Der Fels ist glatt und extrem geschlossen, die Absicherung nur spärlich. Guten Morgen Herr Stacheder…Jetzt bin ich absolut wach und ganz im Kletterfluss vertieft.

Es heißt noch mal volle Konzentration

Als wir nach kurzer Zeit beide am Stand dieser Länge hängen, ist uns klar, dass dies der Test war. Der Test für die nächsten 1000m Kletterei durch den berüchtigt schwierigen Felsen der Marmolada Südwand.
Länge für Länge suche ich mir nun den Weg durch den sehr kompakten Felsen. Immer wieder finde ich Sanduhrenschlingen oder alte Schlaghaken. Die Wegfindung ist trotzdem nicht zu unterschätzen, da die Route nicht immer logischen Rissen oder Verschneidungen folgt, sondern auch mal direkt über geschlossene Platten und Lochreihen zieht.
Ich versuche so schnell wie möglich zu klettern, da ich weiß, wenn ich pro Länge fünf Minuten vertrödle, sind das bei 27 Seillängen…hmm… „a lange Zeit“. Konzentration in der Wegfindung und Schnelligkeit sind der Schlüssel zu dieser Tour, so viel steht fest.
Steffen, mein Kunde und Seilpartner bei dieser Tour, hat formmäßig einen Spitzentag. Bei so einer Tour muss der Nachsteiger genauso bei der Sache sein, sonst ist das Vorhaben zum Scheitern verurteilt. In der fünften Seillänge überholen wir die beiden jungen Trentiener, die vor uns eingestiegen sind, bevor es weiter über eine sehr kompakte und äußerst schwer abzusichernde 6c+ Platte geht. Danach noch ein paar leichte „Genusslängen“, ehe wir das Band erreichen. Es ist 10.00 Uhr und wir gönnen uns eine kurze Pause von fünf Minuten. Wir sprechen noch kurz mit dem Nachsteiger einer Seilschaft, auf die wir gerade aufgelaufen sind. Das Pärchen hat hier auf dem Band biwakiert. Mit einem Biwaksack war die Nacht wohl nicht sonderlich kuschelig. Dafür konnten sie den herrlichen Sternenhimmel die ganze Nacht lang ausgiebig bewundern.
Steil geht es nun vom Band weg weiter. Ein kleiner Fingerriss in dem ein paar schlechte Schlaghaken stecken. Hier heißt es noch mal volle Konzentration und saubere Klettertechnik, um ja keinen Sturz zu riskieren. In den nächsten beiden leichteren Längen überholen wir auch das Pärchen, die mittlerweile aufgetaut und froh sind, dass wir nun führen. Noch 10 Seillängen. Es geht in die Headwall der Route. Steil zieht der rötliche, wasserzerfressene Felsen nun in die Höhe. Die 5er Längen werden nun immer steiler. Sie sind in meinen Augen für den Vorsteiger am gefährlichsten da nur wenig Material in den Längen belassen wurde und sollte man sich mal ein bisschen verklettert haben, steht man schnell im 6er oder gar 7er Bereich.
Doch die Passagen und Seillängen lösen sich traumhaft schön auf und folgt man stur dem Topo aus dem Topoguide, funktioniert die Wegfindung super.

Große Löcher, Wasserrillen und tolle Risse

Jetzt der Ausstieg. Die letzten fünf 7er Längen warten auf uns. Die erste ist sehr schwer zu finden, da nur ein paar dünne Reepschnüre gefädelt sind, die hier und da mal aus der Wand heraus hängen. Hier ist auch die Gefahr von Verhauern sehr groß. Die Schuhe schmerzen mittlerweile ganz schön und als ein paar Gleitschirmflieger über unseren Köpfen hinwegschweben, beneide ich sie sehr um ihre gemütliche Liegeposition und die warmen Säcke in denen sie am Schirm hängen. Denn der Wind hat mittlerweile aufgefrischt und es ist richtig kalt geworden – wen wundert’s im September. Stand, Seil nachholen – einhängen und nachsichern. Wir sind nun schon ein gut eingespieltes Team. Der Felsen ist hier von aller bester Qualität: große Löcher, Wasserrillen und tolle Risse. Es macht irrsinnigen Spaß, die letzten Längen zu klettern und zu wissen, dass man es gleich geschafft hat. Dass man gleich in die Halbschuhe schlüpfen darf, eine Jacke und Mütze anziehen und die Aussicht genießen kann. Doch noch befinde ich mich in einem extrem unangenehmen Hängestand und muss warten bis Steffen hier ist. Materialtausch – Seil durchziehen und weiter geht’s. Endlich stehe ich am höchsten Punkt der Tour und sicher über ein Köpfel nach. Das Wetter ist grandios. Die Aussicht reicht hinauf bis ins Zillertal und runter bis zur Pala.
Geschafft!! Wir stehen beide oben auf dem Gipfel der Punta Rocca. Ich frage Steffen nach der Uhrzeit, 15:30, perfekt. Was für eine Tour. Was für ein Tag.

Es ist bald Zeit uns von unserem gemütlichen Kaffee loszueisen und die Heimreise anzutreten. Wir beobachten noch ein bisschen die vorbeilaufenden Wandertouristen und philosphieren über eine Route, die fasziniert und immer eine Herausforderung ist. Respekt vor Mariacher/Iovanne die diese Route bereits 1982 erstbegangen haben

5 Moderne Zeit Teil2

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