Reisebericht
Klettern in den Dolomiten - Südtirol / Italien
Es ist ein wunderschöner Morgen als wir in Campitello di Fassa aufbrechen. Die Spitzen der Langkofelgruppe schauen ins Tal herunter und werden schon von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet. Wir – das sind eine Kundin aus Hamburg und Michi Stacheder/ Mountain-Elements-Bergführer aus Bad Aibling, wollen in der Region Sellajoch eine Woche lang beeindruckende Felswände erklimmen und viele Klettermeter in tollem Gestein erleben.
Eine steile Welt
Die Passstraße hinauf zum Sellajoch werden wir am Ende der Woche in- und auswendig kennen. Die Kulisse lässt einen jedes mal wieder staunen…wenn sich die Riesen des Pordoi oder Langkofel vor einem aufstellen und so unbezwingbar aussehen. Und genau das sind unsere Ziele.
Die schönste, luftigste Felskante der Grödner Dolomiten
1.Tag: Heute geht es über die „kleine Micheluzzi“-Führe am Ciavazes auf das Gamsband, welches die Grosse Südwand in der Mitte teilt und uns dadurch einen schönen Abstieg ermöglicht. Am Einstieg begegnen wir einem etwas älteren Herrn, der mit einer Freundin unterwegs ist. Beeindruckt lassen wir ihm den Vortritt und routiniert steigt er die ersten Meter empor. Wir reihen uns hinten ein und dürfen eine wahrhaftige „Plaisir“-Tour im 4.-5. Schwierigkeitsgrad erleben. Über leichtes Gelände geht es die ersten Längen hinauf und als wir an der Schlüsselstelle angelangt sind, haben wir schon ein paar Höhenmeter unter uns, das die Ausgesetztheit der Stelle nur noch mehr unterstreicht. Dank der großgriffigen Felsstruktur lässt sich auch dieser Wandteil gut überwinden und wir können auf das Gämsband aussteigen. Zufrieden sitzen wir im Grünen, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und erfreuen uns daran, dass wir noch so viele Jahre dürfen, denn der Herr vor uns war 78 Jahre jung und dachte gar nicht daran aufzuhören.
2.Tag: Nachdem etwas ruhigeren ersten Tag wollen wir heute einen alpinen Klassiker unternehmen. Die „Harrer“-Führe an dem Grohmannspitz. Sie durchzieht mit ihren 16 Seillängen die steile Südwand. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Wegfindung der Linie. Beeindruckt wir eine Seillänge nach der anderen bis uns ein Überhang den Weg versperrt, der jedoch elegant mit einem Linksquergang umklettert werden kann. Immer wieder müssen wir solchen Dächern ausweichen, da die Erstbegeher natürlich den leichtesten Weg suchten. Die 10te Länge ist ein fallender Quergang, welcher auch für die Nachsteigerin noch eine ganze Menge Mut abverlangt, sie aber souverän meistert. Es folgt noch eine Traum-Verschneidung mit bestem Fels. So etwas findet man nur in Alpinen Routen!
Gegen 2 Uhr stehen wir auf dem Gipfel des 3126m hohen Gipfel der Grohmannspitz und können die herrliche Aussicht genießen. Letztlich treiben mich die türmenden Wolken um uns ein bisschen zur Eile an, denn der Abstieg ins Tal ist auch noch einmal ein spannender Abschnitt der Tour.
3.Tag: „Die schönste, luftigste Felskante der Grödner Dolomiten“ – so ist die Nordkante auf den Daumen der Fünffingerspitz in einem Kletterführer der Dolomiten beschrieben. Entspannt geht es erst einmal mit einer Bahnfahrt in das Langkofelscharte, deren besondere Rotierweise eine geschickte Ein- und Ausstiegstechnik erfordert. Ist man jedoch erfolgreich in die Bahn hinein und aus ihr herausgekommen, steht man schon nach wenigen Minuten am Einstieg der Wand und wenig später bereits auf dem Nordgrat. Dieser zieht steil hinauf und dank der großen Auswahl an Griffen und Tritten verläuft die Besteigung problemlos. Hier sollte man schwindelfrei sein und immer auf dem richtigen Weg bleiben, sonst wird diese Tour schnell zu einem bedeutend schwereren Unterfangen. Da das Wetter mitspielt gehen wir noch weiter auf die Fünffingerspitze und dürfen unsere Tour von gestern bewundern. Im Abstieg ziehen leichte Regenschauer über uns, die sich aber schon bald wieder verziehen, so dass wir unser wohlverdientes Radler auf der Terrasse der Toni-Demetz-Hütte im Sonnenschein genießen können.
4.Tag: Früh starten wir heute aus dem Hotel, denn uns erwartet eine lange Tour. Als wir unser Auto unter der Westwand des Sas Pordoi abstellen, sind wir beeindruckt von der Mächtigkeit, die von dieser ausgeht. Unser Ziel, die „Fedele“- Führe scheint, bis auf ein paar Unterbrechungen trocken zu sein und so starten wir motiviert in die ersten leichten Bänder. Schnell bringen uns diese höher und bald schon erreichen wir die ersten schwierigen Felspassagen. Immer wieder versperren uns 4er Stellen den Weg, die wir zu unserem Klettervergnügen turnerisch an großen Griffen überwinden. Im oberen Teil müssen wir leider ein paar Mal durch einen Wasserfall queren, was jedoch bei diesen Temperaturen (um die 30 Grad) eher zur Erfrischung beiträgt. Die Ausstiegskamine bringen uns auf das große Schuttband, wo wir die ersten Sonnenstrahlen genießen und uns von den ersten 17 Seillängen erholen. Unser Ziel, das Hauptplateau, liegt aber noch ein Stückchen vor uns und weitere sieben Seillängen trennen uns davon. Das Wetter scheint zu halten, also steigen wir noch ein. Tiefe Kamine bringen uns rasch höher bis ein enger Durchschlupf den Weg versperrt. Mehr oder weniger elegant bezwingen wir auch diese Stelle und können gemütlich auf das Gipfelplateau aussteigen. Geschafft! Nur noch ein kurzer Marsch trennt uns wieder von der Zivilisation, in der uns Kaffee und Kuchen erwartet.
5. Tag: Nach diesem langen Tag wollen wir heute eine etwas kürzere Tour unternehmen. Der Meisules dala Biesces bietet dafür perfekte Bedingungen. Kurzer Zustieg, guter Felsen und Schatten – das alles hat die „L`Nein“ zu bieten. Doch muss man schon souverän im 5er-Bereich unterwegs sein, um in dieser Tour Spaß zu haben, denn man kann nicht behaupten, dass sie mit Sicherungen „übernagelt“ wäre. Tolle Risskletterei wechselt sich mit glatten Platten ab, die wiederum mit schönen, grauen Löchern übersäht sind.
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