2 Blog Loeffler Nordgrat

Reisebericht

Klettern im Zillertal – Großer Löffler Nordgrat

Vom höchsten Punkt (3.379 Meter) zieht nach Norden ein zackiger Grat in die Löffler Scharte – der Nordgrat. Von Ost und West erkennt man diesen Grat schon wegen seiner Länge und seiner schönen Türme. Doch wieso bekommt man so wenig Infos über diese Tour? Und wieso wird sie so selten begangen? Diese Fragen und natürlich die elegante Linie motivieren uns zum Klettern im Zillertal und eben dieser Tour auf den Großen Löffler.

Die Tour startet auf der Kasseler Hütte, überquert das Löfflerkees und weiter geht’s in die Löfflerscharte. Von dort beginnt der Grat über den Kleinen Löffler und weiter auf den Großen Löffler. Der Abstieg verläuft dann über das Floitenkees zur Greizer Hütte und weiter nach Ginzling.

Zustieg Kasseler Hütte:

Mayrhofer Mautstraße – Gasthaus Wasserfall, umsteigen in den Taxi-Bus bis Grüne-Wand-Hütte. Gehzeit: 2 Stunden

Variante für nimmersatte Zillertal Kletterer:

Eine grandiose Linie in einer faszinierenden Umgebung und mit tollem Fels bietet die Grundschartner Nordkante. Man kann die Tour vom Tal oder von der Bodenalm (spartanische Übernachtungsmöglichkeit in Almhütte, Matrazen/Decken) starten. Der Übergang in die Stilluppe wird jedoch nur selten gemacht und dauert vom Gipfel ca. 5 Stunden bis zur Kasseler Hütte. Der Abstieg zieht vom Gipfel erst Richtung Süden in die Grundscharte. Von dort über unangenehmen Schotter auf die schönen Wiesenböden des Maderegglkar und weiter über den Aschaffenburger Höhensteig zur Hütte. Wir haben diesen langen „Zustieg“ gewählt. ;-)

Unterkunft:

Die Kasseler Hütte liegt wunderbar am Ende des Stillupp-Tals und wird in erster Linie von Wanderern des Berliner Höhenweges besucht. Als HochtourenBergsteiger waren wir hier definitiv in der Unterzahl. Bewirtet wird die Kasseler Hütte vom sympathischen Allgäuer Martin Gamper. Er und sein Team kümmern sich rührend um die Gäste der Hütte, und es fehlt an nichts (Handy Ladezeile, Duschen, Thermofrühstück, Doppelzimmer und gutes Essen). Am Abend gibt es dann noch einen interessanten Wetterkundevortrag vom Hüttenwirt mit dem aktuellen Ausblick für den nächsten Tag, eine Seltenheit auf den Ostalpenhütten!

Zustieg Großer Löffler Nordgrat:

Schon früh schleichen wir wieder aus unseren schönen Betten, denn es steht uns ein langer Tag bevor. Das Wetter schaut vielversprechend aus! Nur ein paar Restwolken vom Vortag verhüllen noch den Großen Löffler und unser Ziel, den Nordgrat.

Wir queren noch im Dunklen das Talende des Stillupps zum Fuße des Löfflerkees – von der Hütte ca. 1 ½ Stunden auf dem Wanderweg 502 / Berliner Höhenweg.

Nachdem die Tour von dieser Seite eher selten gemacht wird, gibt es auch keinen Weg zur Löffler Scharte. Deswegen haben wir uns schon am Vortag von der gegenüberliegenden Seite eine Linie über einen Moränenrücken ausgespäht: Auf der Zillertaler Alpen Karte 35/ 2 ist der Punkt 2375m eingezeichnet, von dem nach NO ein Rücken runterzieht. Auf diesem Rücken steigen wir steil auf. Man gelangt dann in einen Kessel, der zum Gletscher zieht. Hier seilen wir uns an und laufen über den nicht zu steilen Gletscher bis an den Fuß der Rinne, die von der Löfflerscharte herabzieht. Am Anfang der Rinne gibt es eine sehr große Randkluft, die wir im Aufstiegssinne am linken Rand gut überwinden können, bevor wir in schönem Trittfirn die ca. 45 Grad steile Rinne emporpickeln. Der Gletscher ist stark zurückgegangen, daher könnte die Randkluft im Spätsommer ein Problem werden!

Gehzeit von der Hütte ca. 3,5 – 4 Stunden.

Alternativ und wohl häufiger gemacht wird der Zustieg von der Greizer Hütte in die Löfflerscharte.

Die Tour:

Von der Scharte geht es eine SL über leichte Platten bis unter einen überhängenden Turm, der auf der Westseite umgangen wird. Dazu seilen wir 10 Meter in eine Verschneidung ab bis zu einem Schlaghaken. Von hier quert man 4 Meter in das nächste Verschneidungssystem (ein Stahlstift steckt in der Querung). In der Verschneidung geht es dann ca. 50 Meter empor. Der Fels ist auf dieser Seite etwas rutschig und sehr geschlossen (IV, zwei Schlaghaken). Von einem guten Köpfelstand geht’s dann über leichte Risse und Kamine zu einem weiteren Turm mit Ausbruch (rötlicher Fels). Hier entscheiden wir uns wieder für die westseitige Variante und klettern bei einem Felsenfenster ca. 10 Meter diagonal ab, bevor wir für 3 SL auf der Westseite über Platten und kurze Steilstufen mit Rissen auf den Grat gelangen. Man sucht sich den leichtesten Weg zum Gipfel des kleinen Löffler. Wir klettern teils am Grat und teils wieder auf der Westseite mit kurzen Stellen III. Der Fels in dem Bereich ist nicht immer fest und auch nicht besonders abgeklettert. Es macht jedoch großen Spaß, sich in dieser abenteuerlichen Umgebung einen Weg über den Grat zu suchen.

Vom Gipfel geht es dann nach Süden ziemlich am Grat entlang über guten Fels zu einer Abseilstelle (Schlinge). Wir seilen in die Südwestseite ab und sind froh über unser 60 Meter Seil (Abseilstrecke genau 30 Meter). Evtl. kann man auch auf die Ostseite abseilen. Dort zieht ebenfalls ein Band zum Grat, und die Abseilstrecke schaut kürzer aus. Weiter geht es dann unschwer über einen kurzen Zackengrat in die Scharte zwischen großem und kleinem Löffler.

Den ersten Abschnitt des folgenden Grates klettern wir auf der nordöstlichen Seite (markanter Riss mit Quarz), bevor es wieder direkt auf den Grat geht. Die Wegfindung und Kletterei wird dann etwas leichter, man bleibt eigentlich immer am Grat selbst und kann ab und zu einzelne Stellen auf der Westseite umgehen. Die Schwierigkeiten sind kurz im III. Grad und die Felsqualität wird besser.

Wir haben für den kompletten Nordgrat 5,5 Stunden gebraucht. Dabei Schwierigkeiten bis IV, eine Kletterstrecke von ca. 700 Meter und auf etwa 500 Höhenmeter verteilt geklettert (nur eine Schätzung).

Abstieg vom Gipfel:

Vom Gipfel geht es über leichtes Blockgelände nach Südwesten zum oberen Rand des Floitenkees. Von hier steigen wir ziemlich mittig den Gletscher oder das, was davon noch übrig ist, ab. Wir sehen keine Spalten und das Schneefeld ist im oberen Teil ca. 40 Grad steil. Den Gletscher verlassen wir auf 2.600 Metern und kurze Zeit später stehen wir schon auf dem gut mit Stangen und Steinmännchen markierten Wanderweg, der zur Greizer Hütte zieht.

Abstieg ca. 2 Stunden bis zur Hütte.

Sollten man noch weiter ins Tal absteigen wollen, würde sich das Hüttentaxi anbieten. Dieses sollte man schon in der Hütte reservieren, weil man im Floitental keinen Empfang hat.

In der Kombination mit der Grundschartner Nordkante gehört diese Tour zu einer der schönsten Überschreitungen in den Ostalpen und bietet alles, was das Bergsteigerherz höher schlagen lässt. Hast du Lust bekommen, dieses Abenteur zu unternehmen? Termine, Programm und Preise gibts unter folgendem Link anzuschauen: HIER KANNST DU DAS ABENTEUER BUCHEN

Unsere Begehung war übrigens Mitte Juli, nützliche Links sind:

https://www.kasselerhuette.de/

http://www.alpenverein-greiz.de/huetten-einrichtungen/huetten/greizer-huette/

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