1 Warten aufs Hoch Teil1

Reisebericht

Hochtour Bernina - Warten auf das Hoch?

Zwei unserer Stammkunden haben bei uns gebucht. Eine Woche, egal wohin, wir kennen ihre Wunschziele und sie vertrauen uns, dass wir in Abstimmung auf die jeweiligen Wetterverhältnisse das Maximum raus holen. Puh…in diesem Sommer eine Herausforderung. Michi und ich zerbrechen uns den Kopf über mögliche Ziele, aber der Wetterbericht macht’s uns nicht leicht: „Ein Tief über Mitteleuropa bestimmt in den nächsten Tagen das Wetter im Alpenraum…und bewegt sich nur langsam ostwärts…“ Herzlich bedanken wir uns bei Petrus, der zudem seine Kollegin Frau Holle in den Tagen zuvor in die Alpen geschickt hat und die Bedingungen auf den anspruchsvollen Routen eh schon alles andere als normal sind.

Ein Tief über Mitteleuropa bestimmt das Wetter

Zu Beginn der Woche deutet sich ein kleines Wetterfenster an. Den Piz Badile und dessen wunderschöne Nordkante, eine Genusskletterei im 4ten und 5ten Grad, probieren? Oder doch ab in die Dauphine, am Südwestende des Alpenbogens? Wir schlafen mit verschiedensten Gedanken im Kopf ein, morgen früh müssen wir irgendeinen Plan präsentieren…

Am Morgen hat es uns „kalt erwischt“. Die Granitberge des Bergells sind abermals über Nacht vom weißen Schneekleid überzogen worden…Badile, vergiss es! Es muss doch jetzt kurz gut werden…spontan entscheiden wir einen Versuch am Biancograt zu machen. Hochtour bei Hochwinterverhältnissen…

Der "weisse" Grat

Als wir am nächsten Tag im Dunkeln Richtung Prievlusa-Scharte gehen, nimmt der Neuschnee stetig zu. Der kurze Klettersteig zur Scharte gleicht einem Eiswasserfall, in puncto Schwierigkeit vielleicht so WI 3-4 oder doch eher M5 ? Statt hier eine Zusatzaufgabe zu absolvieren bahnen wir uns durch die benachbarte Flanke eine Spur im Tiefschnee…Prädikat: Anstrengend.

Der folgende Felsteil, eigentlich 3ter Grad, ist ebenso komplett weiß…wir nehmens sportlich und wühlen uns auch hier nach oben durch. Der „weiße Grat“ ist dann in eben diesem Zustand, mit Tendenz zur Schneemengenzunahme nach oben. Wir spuren, bis die Schenkel glühen…immerhin lässt oben der eisige Wind nach und die Sonne kommt ab und zu hervor. Belohnung? – Naja, denn durch die kurzzeitig bessere Sicht erkennen wir auch die Bedingungen am Verbindungsgrat zwischen Piz Bianco und Piz Bernina…von der ausgesetzten Felskletterei ist leider der Fels nicht mehr zu erkennen. Hier trennen sich die Wege unserer Seilschaften. Mein Gast Thilo ist müde, kein Wunder. Von Meereshöhe auf 4000 Meter in 48 Stunden und dann noch bei den Verhältnissen….wir steigen wieder über den Bianco ab, auch nicht ganz easy, aber für uns die sicherere Variante. Währenddessen setzt Michi den Weg am Grat fort, im anspruchsvollen, schottischen Gelände bis hinauf zum Piz Bernina. Zur Belohnung gibt’s oben keine Fernsicht sondern White-Out. Vollkommen konturloses grau-weiß. Im Blindflug geht’s den Spallagrat hinunter, der auch nochmals volle Konzentration fordert, denn Stolpern endet im schlechtesten Fall 1000 Meter tiefer….irgendwann taucht aus dem nichts die Marco e Rosa Hütte auf… Geschafft (in jeglicher Hinsicht)!

Am nächten Tag gibt’s dann Genusshochtouren auf Piz Palü und Piz Morteratsch mit atemberaubenden Ausblicken auf den verschneiten Piz Bernina. Der „Festsaal der Alpen“ im Hochzeitsgewand.
Im Tal angekommen sind wir stolz, das wechselhafte Wetter doch gut genutzt zu haben, zumal die Prognose für den nächsten Tag wirklich schlecht ist….wieder Neuschnee, Wolken, Wind, Gewitter….wir beschließen den eisigen Bergen den Rücken zu kehren und düsen den Alpensüdhang hinunter ins Val di Mello: Südliches Bergell, Dolce Vita, Top-Granit-Kletterei an cleanen Rissen und griffarmen Platten, milde Temperaturen und Sonne!

Wetter ist das, was man draus macht

Die nächsten 3 Tage zocken wir einen Mega-Klassiker nach dem anderen ab: „Oceano Irrazionale“, „Il risveglio di Kundalini“ und „Luna Nascente“, diese Tourennamen bringen Val die Mello – Kenner vor allem mit perfektem Fels, wunderschönen Rissen im 6ten Grad und traumhafter Plattenkletterei in Verbindung! Auch wenn uns das Wetter den ein oder anderen Schauer beschert (okay, wir waren einmal komplett nass beim Abseilen), sind wir goldrichtig im „Mello“.

Am Abend lassen wir bei Rotwein und Pizza die spannenden Kletterstellen revue passieren. Die ausgesetzte Querung in der „Oceano“, der Plattenquergang in der „Kundalini“ oder der Run-Out am Ende der „Luna Nascente„… in jedem Fall alles Stellen, die eben diesen Klassikern die besondere Würze verleihen…und auch die wichtigste Zutat stimmte: Das Wetter. Denn wir konnten jeden Tag nicht nur „irgendwas“ machen, sondern absolute Toprouten . Wetter ist eben immer das, was man draus macht. Dass das auch bei widrigen Umständen gelingen kann, hat diese Woche bewiesen. 

1 Warten aufs Hoch Teil2

Fazit

Wir sind platt und glücklich über die Eindrücke am Bianco und die unglaubliche Kletterei im Val di Mello….bleibt nur zu sagen: Die Hochtour Bernina… schee wars!

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