Reisebericht
Freeride Stubai Classics
Individuell, Gletscher, gute Skiabfahrten… so ist in Kurzform, die
Vorgabe, die mir unser Kunde im Herbst macht, als wir über sein
Anliegen, im März für 2 Tage Skihochgebirgsluft zu schnuppern, sprechen.
Gerne! Da fallen mir auf Anhieb ein paar Ziele ein. Letztlich
entscheiden wir uns für Freeride Stubai, sticht doch am Weg zum Brenner
von Innsbruck kommend der markante Eishügel des Zuckerhütls aus dem
hinteren Stubaital unübersehbar hervor. Und auch an den besagten Tagen,
als wir aufbrechen, macht der Tiroler Zuckerhut dem brasilianischen
pendant Konkurrenz, zumal hier die Glasur strahlend weiß in den
stahlblauen Himmel ragt.
Als Aufwärmrunde für den „Zucker-Tag“ überschreiten wir den Daunkopf und
genießen die Powderabfahrt über das Bockkar hinab Richtung Amberger
Hütte. Am Fuße des Daunferners fellen wir nochmals auf und schreiten
gemächlich zurück zur Daunscharte um von hier zu unserem Quartier, der
Dresdner Hütte abzufahren. Wehmutstropfen ist natürlich die Lage mitten
im Skigebiet…Vorteil allerdings, dass wir ohne die Lifte am nächsten Tag
nicht 2 oder für konditionsstarke Geher sogar 3 stattliche
Skidreitausender besteigen können.
Plötzlich ein kurzer Schrei
Wir schwingen uns also in die erste Bahn in Richtung Eisjoch und fahren südlich zunächst einige Meter hinab, bevor wir, eine kurze Steilstufe geschickt überwindend, zum Joch des Pfaffennieder steigen. Langsam wir der Blick frei auf die eisgepanzerte Nordseite auf einen von Tirols Top-Skitourenbergen: Das Zuckerhütl mit seinen 3500 Metern Höhe. Wir queren den flachen Gletscher hinüber zum Pfaffensattel und beziehen das windgeschützte Skidepot südlich des Sattels. Nun heißt es Ski gegen Steigeisen und Skistöcke gegen Eispickel zu tauschen, denn die eisige Rinne zum Gipfel erfordert konzentriertes Klettern am Seil. Meine Truppe ist aber fit und bewegt sich sicher im steilen Eiskanal hinauf zum Gipfelkreuz. Belohnt werden wir mit einem unschagbaren Rundumblick von den Dolomiten bis zur Brenta und der Bernina.
Als ich im Abstieg ein Paar aus Fernost seilfrei an uns vorbei zum
Gipfel steigen sehe, wird mir mulmig, beide wirken wenig sicher, mehr
als würden sie gerade „probieren, ob man da rauf kann“… definitiv aber
kein Playground für try&error -Unternehmungen. Wir klettern zügig
links unterhalb der beiden Bergsteiger die Rinne hinunter, das Seil
immer straff gespannt und weiterhin voll konzentriert. Plötzlich ein
kurzer Schrei, ich blicke nach oben und sehe im selben Augenblick schon
den Ehemann an mir vorbei auf dem Hintern in die Tiefe rutschen. Er
schafft es nicht sich zu drehen, und kollidiert fast mit meinem Gast am
unteren Seilende, ehe er über einen Felsvorsprung kurz abhebt und in den
nur langsam auslaufenden Blankeishang unter der Gipfelrinne schleudert.
Diesen rauscht er mit zunehmender Geschwindigkeit hinab. Seine
Steigeisen verhaken sich Gott sei Dank nicht und so kommt er nach etwa
150 Metern Schnellabstieg zum Stehen. Wir halten den Atem an und trauen
unseren Augen nicht: Kein Schrei, keine reglosen Gestalt unter uns,
nein. Der Mann schüttelt sich kurz und steht im nächsten Moment schon
wieder auf seinen eigenen Beinen. Es fehlt ihm eigentlich nichts.
Meine Jungs steigen solide den letzten Teil der Rinne zum Skidepot, ich
widme mich indes der lethargisch wirkenden Ehefrau des Abgestürzten, die
verloren in der Rinne über uns steht. Ich seile sie an und begleite Sie
zum Skidepot. Groteskerweise sind wir zeitgleich mit ihrem Mann wieder
da, wir kommen von oben, er von unten….
Vorbei an atemberaubendem Eisbruch
Nach dem kurzen Schock suchen wir das Weite, wollen nicht noch weitere Tragödien miterleben und besteigen den Nachbargipfel, den Wilden Pfaff, ein weiterer Ski-3000er, der „zum Mitnehmen“ am Weg liegt. Der Blick zum Wilden Freiger wird frei, der sich als dritter Gipfel anböte, allerdings nochmals einen ausgesetzten Gratabstieg und abermaligen Aufstieg fordert. Wir begnügen uns mit der Aussicht hinüber zum Freiger, schnallen die Ski an und beginnen die 2000 Höhenmeterabfahrt hinunter ins Stubaital. Vorbei geht es am atemberaubenden Eisbruch des Sulzenauferners, im eiskalten Powder der schattigen Nordhänge. Eine Superabfahrt, die nicht enden will und uns die dramatische Szene zuvor am Zuckerhütl schnell vergessen lässt. Wir sind glücklich, glücklich, dass alles gut ausgegangen, dem Paar aus Fernost nichts passiert ist und wir solche Traumabfahrten erleben dürfen…fein war’s…
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