Reisebericht
Das weißblaue Skiparadies – Skichronik Sudelfeld
Etwa über die Wiege des Skilaufens in
Bayern und Österreich. Hier hat das Sudelfeld nämlich durchaus ein Rolle
gespielt! Natürlich hatten später auch die Nationalsozialisten etwas
mit dem Ausbau des Sudelfelds zu tun. Was zum Teufel wollten die
Nazionalsozialisten denn am Sudelfeld? Und wie war das später mit den
vielen Streitereien der verschiedenen Liftbertreiber? Zum Teil benötigte
man mehrere Tickets, um im „Skigebiet“ Sudelfeld skifahren zu können…
Achja, und wusstest Du, dass beinahe eine Zahnradbahn mitten ins
Sudelfeldgebiet gebaut worden wäre? Die Pläne hierfür lagen schon
konkret auf dem Tisch.
1. Skichronik Sudelfeld - Geographische Situation
Wer im Winter von irgendeiner Stelle der Sudelfeldstraße zwischen dem Pass und der Arzmooskurve nach Süden blickt, hat einen beinahe geschlossenen, teilweise
schroffen,
teilweise bewaldeten Kamm vor sich, der vom beherrschenden Großen Traithen – er ist mit immerhin 1853 Metern höher als der Wendelstein – über Unterberjoch, Steilnerjoch und Rotwandlspitz bis zum felsigen Brünnstein führt. Im Norden der Straße ziehen von den etwas geneigteren Almböden um die Lacheralm und die Schweinsteigeralm sehr steile Wiesen- und Latschenhänge zu den Wendelsteintrabanten Lacherspitz, Wildalpjoch und Kaserwand hinauf. Dann senkt sich dieser Kamm zum Kronberger Sattel ab.
Der Große Traithen als markanter Eckpunkt des Sudelfeldkessels entsendet einen latschenbewachsenen Kamm über den Kleinen Traithen zum Vogelsang. Nach Westen bricht dieser Kamm mit steilen schrofigen Waldhängen bis ins Ursprungtal ab. Ein ideal geneigter Rücken bildet nach Norden die Fortsetzung dieses Kammes bis zum Sudelfeldsattel. Hier setzt nördlich ein noch breiterer Rücken, der dann im Lacherspitz kulminiert. Im Osten wird das breite Hochtal vom Dümpfel- Schreckenkopf-Mühlberg-Kamm mit seinen überwiegend baumlosen Westhängen begrenzt, andererseits von der Gassenleite, einem vom Traithenkamm nach Norden abfallenden, weitgehend bewaldeten Rücken östlich der Rosengasse.
Zwischen diesen natürlichen Grenzen liegt ein buckeliges Almgelände mit vielen Hängen, Schneisen, Mulden und Rücken, altem natürlichen Baumbestand, das den Sammelnamen „Sudelfeld“ trägt. Ursprünglich meinten die Almbauern damit nur die breiten Weiden jenseits des Waldkopfes bis hinauf zum Vogelsang.
Genau genommen besteht das, was man heute als Sudelfeld bezeichnet, aus drei Talmulden. Die flachen, von der Kurve der Sudelfeldstraße nach Norden bis zum Kronberger Sattel ziehenden Böden um die Arzmoosalmen werden vom Arzbach entwässert. Er vereint sich mit dem Auerbach,der vom Sudelfeldsattel herunterkommt und die zentrale Talung mit den Waldalmen durchfließt. Weiter unten fließt von der Rosengasse dem Auerbach noch der Gassenbach zu, der die karähnlichen dunklen, kalten Kessel unterhalb des Traithen entwässert.
Fast das gesamte Gebiet liegt über 1000 Meter hoch. Alle mit Liften und Abfahrten erschlossenen Hänge sind nord-, nordost- oder ostorientiert. Diese beiden Tatsachen gewährleisten eine relativ hohe Schneesicherheit. Der höchstgelegene Schlepplift erreicht am Vogelsang eine Höhe von fast 1540 Metern. Bei einer Abfahrt bis Bayrischzell – wenn sie möglich ist – kommen also über 700 Höhenmeter zusammen.
2. Skichronik Sudelfeld - Verkehrserschließung
Von alters her ist der größte Teil des Sudelfelds Eigentum der Niederaudorfer Almbauern. Einige Almen (Kronberger, Jackelberg- und Arzmoosalm) gehören sogar Brannenburger Bauern. So ist es nicht verwunderlich, dass die erste rein forstlich und landwirtschaftlich orientierte Erschließung durch das Auerbachtal von Niederaudorf her erfolgte. Die Brannenburger trieben ihr Vieh über den Kronberger Schinder oder die Steinerne Stiege zwischen Dümpfel und Schortenkopf auf. Den Zieh- und Fahrweg von Niederaudorf über Wall bis zur Rechenau gab es schon von alters her. So war es nur natürlich, dass die Niederaudorfer Bauern über den Tatzlwurm hinaus das Gelände durch Ziehwege zu erschließen begannen. Der ursprüngliche Almweg in die Rosengasse, zum Sudelfeld und zum Wildalpjoch folgte jedoch dem Bachlauf und nicht der heutigen Trasse der Sudelfeldstraße. Wer vom Wanderparkplatz oberhalb des berühmten Gasthauses „Feuriger Tatzlwum“ einfach talein wandert – übrigens ein herrlicher Winterspaziergang – folgt dieser alten Wegführung. Ein Weg durch das teilweise schluchtartige Förchenbachtal existierte noch nicht, und die Bayrischzeller Bauern hatten ihre Sommerweiden woanders. Kein Wunder also, dass der landschaftlich so großartige Hochkessel nicht nur von den Besitzverhältnissen her, sondern auch politisch immer schon zu Niederaudorf gehörte.
Bis Ende der Fünfzigerjahre durfte die mittlerweile zum Forst- und Almweg ausgebaute Straße durch das Auerbachtal nur von den Grundanliegern und von Fahrzeugen der Forstwirtschaft befahren werden. Schließlich wurde die kurvenreiche schmale Verbindung von Niederaudorf zum Tatzelwurm für den öffentlichen Verkehr freigegeben.
Zu einer wirklichen Erschließung des Sudelfelds kam es jedoch erst, als von Bayrischzell eine großzügige Straße bis zum Sattel fertiggestellt wurde. Dies geschah in den dreißiger Jahren, also in der Zeit des Nationalsozialismus. Es war eines der ersten Teilstücke der „Deutschen Alpenstraße“, ein im Grunde und vom Wesen her ziemlich sinnloses Bauwerk und eines der Beispiele von nationalsozialistischem Gigantismus. Heute könnte diese Straße allein aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes nicht mehr gebaut werden. Auf jeden Fall wurde dasTeilstück bis zum Sattel 1939 dem Verkehr übergeben. Der Bau der Alpenstraße unterstand der berühmt-berüchtigten „Organisation Todt“, sozusagen Hitlers Bautruppe. Warum hier so gründlich und sauber gebaut wurde, dürfte sicher auch daran gelegen haben, dass das heutige Jugendheim oberhalb des Sattelparkplatzes der SS bis Kriegsende als Erholungsheim diente, und Heinrich Himmler wollte vermutlich, dass seine „Herrenmenschen“ es leicht und bequem erreichen konnten. Ein Zeitzeuge (Winterpächter einer nahegelegenen Alm während der Kriegsjahre) berichtete, dass das Haus auch eine Einrichtung von „Lebensborn“ beherbergte, einer Unterorganisation der SS zur Aufzucht rein arischer Kinder. Ein historisch zuverlässiger Beleg hierfür ließ sich jedoch nicht finden.
Bis Kriegsende war auch die Verbindung bis zum Tatzlwurm im Rohbau fertig, so dass nach dem Krieg nur noch der Straßenbelag aufzubringen war. Für die massiven Brücken, Rampen und Hangbrücken verwendete man überwiegend Material, wie es an Ort und Stelle gefunden wurde. Diese Arbeiten erledigten in den dreißiger Jahren hauptsächlich Angehörige des Arbeitsdienstes, in den Kriegsjahren wurden mehr und mehr Kriegsgefangene dazu herangezogen.
Warum an der Straße bis Kriegsende so konsequent weitergebaut wurde, mag vielleicht auch militärische Hintergründe gehabt haben. So befindet sich auf dem Buckel südöstlich der Schweinsteigeralm ein auffälliger Betonbunker, der wohl ein Flakgeschütz beherbergt hat. Auch von einem Frühwarnposten, der die aus Italien durch das Inntal einfliegenden Bomberverbände rechtzeitig erkennen sollte, wurde gesprochen.
Schließlich wird auch die Meinung geäußert, dass im Zuge des Ausbaus einer „Alpenfestung“ selbst in den letzten Kriegsmonaten noch fleißig an der Sudelfeldstraße gebaut wurde. Letztlich handelt es sich hier jedoch nur um Vermutungen. Bestimmt aber lagen dem Bau der Sudelfeldstraße sportliche oder touristische Motive erst in zweiter Linie zugrunde. Nachdem 1953 die Straße bis zum Tatzlwurm fertiggestellt war, bot es sich natürlich an, eine Verbindung bis ins Inntal herzustellen. Die Forst- und Almstraße durch das Auerbachtal hinaus nach Niederaudorf war schmal und für den öffentlichen Verkehr noch unzureichend ausgebaut. Erst 1959 konnte sie – wie erwähnt – als Mautstraße freigegeben werden. Als Alternative bot sich der Ausbau des holprigen Fahrweges duch das Förchenbachtal an. Das Problem bestand darin, dass der größte Teil der Straße über Grundeigentum der Firma Steinbeis, dem ehemaligen Besitzer der Wendelsteinbahn, führte. Außerdem bedurfte es des Ausbaus des Tunnels an der Förchenbachschlucht. Nach langen Verhandlungen der damaligen Gemeinden Brannenburg, Degerndorf und Flintsbach mit der Firma Steinbeis konnten auch diese Hürden überwunden und 1954 die Förchenbachtalstraße dem Verkehr übergeben werden. So wurde also die Sudelfeld-Förchenbachtal-Straße eine der wenigen echten Passstraßen des deutschen Alpenraums und stellte den wohl ausschlaggebenden Impuls dar für den Ausbau des „Skigebiets Sudelfeld“ bis zum heutigen Umfang.
Von Bedeutung für die skisportliche Erschließung waren ferner die Stichstraße in die Rosengasse sowie die Verbindung vom Waldkopf-Parkplatz über Grafenherberg in die Rosengasse.
3. Skichronik Sudelfeld - Sudelfeld-Pioniere
Beinahe vierzig Jahre geschah am Sudelfeld fast nichts, während die benachbarten Tiroler Skigebiete kräftig modernisierten und technisch aufrüsteten. Lediglich der Schlepper Sudelfeld II wurde durch einen zeitgemäßen Sessellift ersetzt und somit seine Kapazität erneut erhöht.
Das Skipublikum drohte mehr und mehr nach Tirol abzuwandern. Zudem machte der Klimawandel dem Skiparadies trotz seiner guten Höhenlage zunehmend zu schaffen. Die Skisaison wurde kürzer und manche Abfahrtsabschnitte mussten frühzeitig wegen Ausaperung gesperrt werden.
Eine Rettung des Skiparadieses schien nur durch eine großflächige und systematische Beschneiung möglich. Es wurde eine großzügige und umfassende Planung erstellt.
Aber so einfach ging das nicht. Der Bund Naturschutz und der Deutsche Alpenverein sowie einige andere Organisationen erhoben beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Baumaßnahme. Am 03.06.2014 entschied das Gericht gegen die Kläger. BN und DAV gaben aber keineswegs klein bei, sondern legten beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerde gegen das Urteil ein. Das hohe Gericht schmetterte auch diese Beschwerde ab, und zwar mit der Begründung „...dass die Gewährleistung von Schneesicherheit für das Gebiet wichtig ist. Am Sudelfeld ist man vom Tourismus abhängig, somit ist das geplante Projekt auch für den Erhalt und die Förderung der Wirtschaftskraft und von Arbeitsplätzen nötig.“
Eine Reihe von Alpenvereinssektionen der Umgebung haben sich der Argumentation von BN und DAV angeschlossen und sich ebenfalls gegen die Modernisierung des Skigebiets ausgesprochen. Ein pikanter Aspekt bleibt jedoch, dass ausgerechnet die Alpenvereinssektion Rosenheim mit ihren fast 10000 Mitgliedern und ihrem Vorsitzenden Franz Knarr, zu deren Arbeitsgebiet (Wegebau und –erhaltung) das Sudelfeld gehört, den Ausbau befürwortet hat. Begründung: Wir wollen nicht, dass irgenwann in unserem Arbeitsgebiet eine vor sich hin rostende Wintersportruine steht.
Mit den beiden Gerichtsentscheidungen wurden die längst angelaufenen Baumaßnahmen legalisiert. Es wurden Leitungen für die 250 im Endausbau vorgesehenen mobilen Schneekanonen und fest installierten Beschneiungslanzen verlegt. Aber da man für die Beschneiung ja Wasser benötigt, musste ein möglichst hoch gelegener Beschneiungsteich angelegt werden. Die Mulde bei der Walleralm bot sich für diesen Speichersee mit maximal 150000 Kubikmeter Fassungsvermögen an. Seine Lage hat den Vorteil, dass nur wenig Pumpenergie erforderlich ist, weil der größte Teil des Skigebiets unterhalb liegt. Wegen der verhältnismäßig hohen Temperaturen im November und Dezember 2014 war aber leider trotz aller Vorbereitungen keine Beschneiung möglich.
Die Rettung brachten die starken Schneefälle am Jahresende. Jetzt brauchte auch nicht beschneit werden. Aber für die Berechtigung der Beschneiungsanlagen wird der Nachweis heuer sicher noch kommen.
Am 19.12.2014 wurde als Ersatz für den alten Doppelschlepper am Waldkopf der neue hochmoderne Sechser-Sessellift mit Abdeckkuppeln und Sitzheizung in Betrieb genommen. Der Waldkopf wurde so kinder-, anfänger- und snowboardfreundlicher. Der Hang rechts vom Lift ist als FIS-Strecke ausgewiesen. Er eignet sich besonders für Parallel-Wettkämpfe, da er auf mehr als 50 Meter Breite eine durchgehend sehr gleichmäßige Neigung aufweist. Auch der Snowboard-Weltcup ist deshalb regelmäßig hier zu Gast.
Außerdem gibt es neuerdings eine Verbindungsabfahrt zwischen Mittelstation und Waldkopf-Talstation.
2015 ist vorgesehen, den Doppelschlepper am Sudelfeldkopf ebenfalls durch einen kuppelbaren Sessllift zu ersetzen. Die Beschneiungsfläche soll von derzeit 20 auf 50 Hektar (Endausbau 70 ha) ausgeweitet werden.
Die Ausbaustufe 3 sieht einen Neubau der Zubringerbahn von Bayrischzell aus vor, und zwar als Pendel- oder 10er-Umlaufbahn. Im Zuge dieser Baumaßnahme soll auch Die Talabfahrt (Sauhöll) erweitert, planiert und mit Schneekanonen versehen werden, so dass künftig regelmäßig eine Abfahrt nach Bayrischzell möglich wird. Im weiteren Verlauf ist auch vorgesehen, andere Schlepplifte durch Sesselbahnen zu ersetzen, um so eine Komfortverbesserung zu erreichen.
Im Endausbau wird das Skiparadies Sudelfeld das größte beschneite Skigebiet Bayerns sein und wieder zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die benachbarten Tiroler Skigebiete werden.
4. Skichronik Sudelfeld - Das Skigebiet entwickelt sich
Das herrliche Skigelände oberhalb von Bayrischzell war also bereits nach dem Ersten Weltkrieg ein beliebter Tummelplatz besonders der Münchner Skifahrer. Die vielen Almen im Bereich des Sudelfelds waren beliebt und begehrt als Orte der Erholung bei Sonne und Schnee, sowohl an Wochenenden als auch in den Ferien.
Es war eine Tradition, im Herbst, wenn das Vieh abgetrieben war, diese Almen als Skihütten herzurichten, Holz zusammenzutragen, zu hacken und aufzuschichten. Sobald der erste Schnee fiel, hielt es dann die vielen Hüttenpächter und –pachtgemeinschaften – überwiegend Münchner und Rosenheimer Skisportler – nicht mehr zu Hause. Man musste zum Sudelfeld. In dieser Zeit, als es noch keinen Lift hier gab, entstand jene fast legendär gewordene Skihüttenromantik, von der man heutzutage nur noch träumen kann. Man zog bei gleißender Wintersonne seine Spur zum Vogelsang hinauf, staubte die Hänge des Oberen und Mittleren Sudelfelds hinunter, bestieg noch den Waldkopf oder den Schreckenkopf, um bei untergehender Sonne in die warme Hüttenstube zu treten, die nassen Klamotten über den knisternden Ofen zu hängen, Tee zu kochen, die Abendbrotzeit zuzubereiten und anschließend im Schein der Petroleumlampe mit gleichgesinnten Freunden einen gemütlichen Hüttenabend zu verbringen. Gerade zu Zeit der großen Arbeitslosigkeit anfangs der Dreißigerjahre waren viele Münchner im Winter geradezu Dauergäste am Sudelfeld.
Aber von „Erschließung“ spricht man ja heute nur, wenn technische Aufstiegshilfen einem den Schweiß vor dem Genuss ersparen.
Die Gemeinde Bayrischzell versuchte bereits 1937 einen Geldgeber für einen Sessellift zum Sudelfeld zu finden. Die Verhandlungen zogen sich jahrelang hin, bis der Krieg dazwischen kam und somit die Pläne vorläufig in der Schublade verschwinden mussten. 1947 nahm das Projekt erneut Gestalt an. Die „Transport-GmbH Bayrischzell-Sudelfeld“ wurde gegründet, anfänglich sogar mit Beteiligung der Gemeinde Bayrischzell.
Der Baubeginn erfolgte unter außerordentlich schwierigen Umständen in der frühen Nachkriegszeit, in der nur abgebaute Teile von Wehrmachts-Transportanlagen zu erhalten waren. Außerdem ließ sich mit der wertlosen Reichsmark kaum etwas finanzieren. Nach der Währungsreform 1948 war erst recht kein Geld aufzutreiben. Schließlich wurde der Transport-GmbH Ende 1948 doch ein Bankkredit gewährt, der den Baubeginn zuließ. Die Gesellschaft schaffte es innerhalb von vier Monaten, die „Anlage II“ Tanneralm- Vogelsang zu bauen, so dass am 31. Dezember der Betrieb dieses Sessellifts aufgenommen werden konnte. Später wurde dieser Lift wieder abgebaut und durch einen Schlepper ersetzt. Dieser Lift ist also die traditionreichste Anlage am Sudelfeld, und mit ihr wurde das Sudelfeld zum Pistenskigebiet. Im Jahr 1949 gelang es, auch die „Anlage I“ Bayrischzell-Tanneralm fertigzustellen, die am 31.Dezember dieses Jahres die ersten Skisportler direkt von Bayrischzell heraufbeförderte. In der Folge musste der Betrieb jedoch wegen technischer Probleme oder aufgrund verschärfter Sicherheitsauflagen mehrmals über längere Zeit eingestellt werden.
Treibende Kraft bei diesen Liftprojekten war der Geschäftsführer der Transportgesellschaft Rupert Pöllinger.
Die Niederaudorfer, die eigentlichen Herren des Sudelfelds, haben aber auch nicht geschlafen. Der Wirt des Gasthofs „Rosengasse“, Georg Waller, war der Erschließungspionier auf der „anderen Seite“. Er baute einen Sessellift von der Rosengasse hinauf zum Sattel bei der Walleralm. Das war ebenfalls 1949. Auf diese Weise konnte sich die Erschließung des Sudelfelds von zwei Seiten entwickeln. Mit den drei ersten Liftanlagen wurden übrigens zwei sowohl geografisch als auch vom skifahrerischen Können her ganz unterschiedliche Gruppen angesprochen: Wenn man von der ohnehin oft nicht fahrbaren Abfahrt (Sauhöll) vom Mittleren Sudelfeld nach Bayrischzell absieht, wurde das Gelände um den Sudelfeldlift II überwiegend von Münchner und Miesbacher Skifahrern bevorzugt, und zwar hauptsächlich von solchen, die diesen Sport noch nicht so gut beherrschten oder nur als Fortgeschrittene bezeichnet werden konnten. Die Rosengasse hingegen hatte ihre Kunden hauptsächlich im Rosenheimer Raum und aus dem Inntal und diese waren überwiegend gute bis sehr gute Fahrer, denn der obere Hang der Rosengassenabfahrt stellte und stellt auch heute noch eine Herausforderung selbst für Könner dar. So nimmt es nicht Wunder, dass damals die „Rosengassenfahrer“ mit den „Sudelfeldwedlern“ kaum in Kontakt kamen, obgleich die beiden Bergstationen in ungefähr gleicher Höhe nur ca. dreihundert Meter voneinander entfernt lagen. Den Einen war das Sudelfeld zu langweilig, den Anderen die Rosengasse zu schwierig. Es wäre auch nicht ohne Weiteres möglich gewesen, diesen Kontakt herzustellen, denn mit einer Karte für den Rosengassenlift konnte man am Sudelfeldlift nicht fahren und umgekehrt war es natürlich genauso. So manchem Brettlrutscher widerfuhr es damals, wenn er unwissend die „unsichtbare Grenze“ überschritt und sich eine Abfahrt im fremden Gelände gönnte, dass er an der Mittelstation des Sudelfelds oder im umgekehrten Fall an der Talstation der Rosengasse von einem schadenfroh grinsenden oder auch bärbeißig dreinschauenden Billettlzwicker hören musste: Des Zetterl guit bei uns fei ned! Do muassd scho extra zoin oda gehsd liaba z’Fuaß wida auffi? Heute wäre das ein undenkbarer Zustand.
5. Skichronik Sudelfeld - Zwei Bahnprojekte
Anfang des 20. Jahrhunderts wollte man die heimische Bergnatur immer größeren Bevölkerungskreisen zugänglich und erlebbar machen. Deshalb gab es bereits zu den Pionierzeiten des Skisports Pläne zur technischen Erschließung.
Die Brannenburger Firma Steinbeis plante zunächst eine Zahnradbahn durch das Förchenbachtal zum Tatzelwurm und möglicherweise weiter bis zum Unteren Sudelfeld.
So ist im Archiv der Sektion Rosenheim des Deutschen Alpenvereins (DAV) zu lesen: "Nachdem im vergangenen Jahre (1912) die Bergbahn auf den Wendelstein eröffnet wurde, steht nun das Projekt einer zweiten bayerischen Bergbahn von Bayrischzell über das Sudelfeld zum Großen Traithen, 1843 Meter, vor der Ausführung."
Diese Bahn werde den Gipfel eines der herrlichsten Berge der bayerischen Alpen erklimmen, heißt es weiter: "Als Aussichtsberg immer schon berühmt und nur wegen des verhältnismäßig anstrengenden Aufstieges bisher weniger besucht als die umliegenden Berge, lehnt sich an seine Nordseite das Sudelfeld. Von ihm aus lassen sich bequem vielerlei Touren und diverse Übergänge ins Inntal unternehmen." Die Vorzüge der neuen Bergbahn lägen in der leichten Erreichbarkeit von München aus und "der kurzen Fahrtdauer vom Tale zum Gipfel von 30 Minuten, die Fahrt zum Sudelfeld wird sogar nur zwölf Minuten währen".
Technik bis ins kleinsteDetail ausgearbeitet
Und weiter berichten die Chronisten 1913: "Alle Streitigkeiten zwischen Skiläufern und Almbesitzern sind nun endlich behoben und steht das gesamte Sudelfeld jetzt dem Skisporte offen. Die projektierte Bahn über das Sudelfeld auf den Traithen wird in ihrem ersten Teile, also von Bayrischzell bis auf das Sudelfeld (Vogelsang) als Standseilbahn und im zweiten Teil, also von da bis zum Gipfel des Traithen, als Schwebebahn geführt werden."
Auch die Technik der Bahn wurde damals bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und beschrieben. So galt es unter anderem, bedeutende Erhebungen und tiefe Einschnitte durch über 700 Meter betragende Seilspannungen zu überwinden: Der Reisende genieße auf dieser Strecke den Ausblick auf die Alpen- und Gletscherwelt, und so werde die Fahrt "unzweifelhaft zum Schönsten gehören, was derart geboten werden kann".
Auch das zur Bahn gehörige Bauwerk sollte sich sehen lassen können: "Auf bevorzugtem Platz mit umfassender Rundsicht und Einblick in vier Täler wird am Vogelsang ein modernes, geräumiges Unterkunftshaus erbaut werden, das selbst den verwöhntesten Ansprüchen genügend, mit allen Bequemlichkeiten für Sommer- und Winterbetrieb ausgestattet wird und unter sportlich und geschäftlich fachgemäße Leitung zu stehen kommt. Allerhand Sportanlagen, besonders Sprunghügel in nächster Nähe des Hauses, das an einem Platze erstehen wird, welcher bis spät in das Frühjahr hinein tiefe Schneelage aufweist, werden errichtet und unterhalten."
6. Skichronik Sudelfeld - Weltkrieg bremst Projekt
Für den großen Wintersportverkehr im Inntal und bis ins Schlierseer Gebiet werde die neue Bergbahn, mit deren Bau im Frühjahr 1914 begonnen werden sollte, von einschneidender Bedeutung sein, wurde berichtet. Doch dann brach der Erste Weltkrieg aus - und das Projekt kam nicht zur Ausführung. Nach Kriegsende gab es Pläne, das Gebiet von Brannenburg aus per Elektrobahn zu erschließen. Auch dazu kam es nicht. Schließlich dauerte es bis 1948, ehe der erste Skilift gebaut wurde.
7. Skichronik Sudelfeld - Die Entwicklung geht weiter
Erst 1958 wurde dann ein weiterer Lift gebaut, ein verhältnismäßig kurzer am Mittleren Sudelfeld. Er steht auch heute noch und wurde natürlich längst modernisiert.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Man hatte erkannt, dass hier das große Skigeschäft zu machen ist. 1961 baute Georg Waller die Fortsetzung seines Rosengassenlifts bis zur Schulter des Vogelsangs. Gleichzeitig wurde der kleine Schlepper vom Gasthof Walleralm zum Sudelfeldkopf errichtet, dieser zentralen Kuppe im gesamten Sudelfeldgebiet. Ebenfalls 1961 entstand der Sudelfeldkopf-Schlepplift. Auch er besteht immer noch, heute jedoch als Doppel-Schlepper. 2015 soll auch er ersetzt werden.
Der nächste Schritt erfolgte von Oberaudorf/Niederaudorf her. Man begann die Wanne um die Niederaudorfer Almen zu erschließen. Dort entstand 1968 ein Doppelschlepplift am Waldkopf – bis heute der eigentliche Ausgangspunkt für den Skigenuss am Sudelfeld - gefolgt von zwei kleinen parallelen Schleppern am gegenüberliegenden Südhang. Beide Baumaßnahmen setzten völlig neue Akzente. Hier war erstens Parkraum, mit dem Waldkopflift wurde zweitens auch ein Hang für höhere Ansprüche erschlossen (viele Skiclubs trainieren hier ihre Nachwuchsläufer regelmäßig) und der „Wedelhang“ bot ein ideales Gelände für Anfänger und Skischulen. Dazu kamen noch als nordseitig orientierte Entlastungs- und Übungslifte die Anlagen Waldkopf 3 und Unteres Sudelfeld.
Dann geschah längere Zeit nichts mehr am Sudelfeld. Im Vergleich zu manchen Tiroler Skigebieten blieb das Skiparadies doch nur Flickwerk – sehr zum Ärger der bayerischen Skifahrer. Und mit den Punkte- und Tageskarten gab es aufgrund der verzwickten Eigentumsverhältnisse immer noch Probleme.
Zwischendurch stellte Georg Waller noch den Kollack-Schlepplift hin, der einen idealen Trainingshang für Slalom und Riesenslalom erschloss, und daneben folgte bald der Grafenherberglift. Das brachte aber immer noch keine Lösung. Wichtig und entscheidend waren der Bau des Ranken- oder Kurvenlifts und des kleinen Schleppers (Plattenlift) vom Mittleren Sudelfeld zum Waldkopf. Martin Schweinsteiger, ein Almbesitzer aus Niederaudorf, hatte diese gute Idee. Damit schloss sich das gesamte System. Das Sudelfeld war endlich ein echter Pisten- und Liftverbund geworden.
Dass der Weg dorthin mit vielen spitzen Steinen gepflastert war, ist später nachzulesen. Mit dem Umbau des alten Sessellifts Sudelfeld II zu einem schnelleren Schlepplift konnte auch noch eine erhebliche Kapazitätserhöhung erreicht werden.
Auch der Rosengassenlift wurde 1985 von Sessel- auf Schleppliftbetrieb umgerüstet und erhöhte damit seine Kapazität auf das Vierfache.
Der entscheidende Impuls erfolgte jedoch ebenfalls 1985 durch den Bau der Schöngratbahn von Grafenherberg zum Sudelfeldkopf. So erschloss eine damals hochmoderne Dreiersesselbahn mit einer sehr hohen Transportfähigkeit einige der schönsten Abfahrtmöglichkeiten des Skigebiets, die auch großem Andrang gewachsen ist. Erst sie macht das Skiparadies Sudelfeld zu einer „runden Sache“.
Vor einigen Jahren wurde auch von der Schöngratabfahrt ein „Skiweg“ hinüber zum unteren, moderateren Teil der Rosengassenabfahrt angelegt, so dass auch schwächere Fahrer unter Vermeidung des oberen Steilhangs zur Rosengasse kommen konnten. Zudem wurde so die maschinelle Pflege der Rosengassenabfahrt erleichtert.
1976 war dann auch mit dem ärgerlichen Liftkartensalat endlich Schluss: Alle Liftbesitzer schlossen sich zu den „Vereinigten Liftbetrieben Bayrischzell (VLB)“ zusammen. Von da an gab es einheitliche Punkte- und zeitlich gestaffelte Tageskarten, die an allen Liftanlagen Gültigkeit haben. Unter dem Markenbegriff „Skiparadies Sudelfeld“ wird bis heute auch gemeinsam geworben. Die Betreibergesellschaft heißt heute „Vereinigte Liftbetriebe Sudelfeld (VLS)“.
8. Skichronik Sudelfeld - Kämpfe ums Sudelfeld
So friedlich und einmütig war die Atmosphäre am Sudelfeld jedoch nicht immer. Bereits im Vorgriff auf die Gemeindegebietsreform von 1972 beantragte der damalige Bayrischzeller Bürgermeister Alois Kastl eine Umwidmung des Sudelfelds nach Bayrischzell. Das schlug bei den Bürgern der damals noch bestehenden Gemeinde Niederaudorf wie eine Granate ein. Der große Streit ums Sudelfeld war da. Waren doch eine ganze Reihe von Niederaudorfer Bauern Grundeigentümer (und sind es heute noch).
Was bedeutete eine solche „Umwidmung“? Verlief die Grenze zwischen den Gemeinden Bayrischzell und Niederaudorf bisher vom Sudelfeldsattel am Westhang des Waldkopfs entlang bis etwa zur Mittelstation und dann ziemlich gerade am Kammrücken zum Vogelsanggipfel, so war jetzt von den Bayrischzellern geplant, diese Grenze ab der Mittelstation weit nach Osten vorzuschieben. Mehrere hundert Hektar Niederaudorfer Gemeindegebiets sollten so nach Bayrischzell kommen. Außerdem deckte sich mit dieser Gemeindegrenze auch die Grenze zwischen den Landkreisen Miesbach und Rosenheim; also würde sich Bayrischzeller Plänen auch diese Landkreisgrenze verschieben.
Sinn und Zweck dieses Antrags bei der Regierung war es, das Skigebiet und somit die Liftanlagen des Mittleren Sudelfelds auf Bayrischzeller Gemeindegebiet zu holen. Floss doch ein großer Teil der Gewerbesteuer ausden Liftanlagen nach Niederaudorf, auf dessen Gemeindegebiet sie bisher standen, obwohl – mit Ausnahme des Rosengassenlifts – die anlagen Bayrischzeller Unternehmern gehörten. Außerdem – so wurde argumentiert – sei die skisportliche Entwicklung des Skigebiets immer schon von Bayrischzell ausgegangen und dorhin orientiert gewesen!
Die Niederaudorfer (nach der Gemeindegebietsreform die Oberaudorfer, die heute mit Niederaudorf eine Gemeinde bilden) pochten dagegen auf die Grundbesitzverhältnisse sowie auf die historisch gewachsene Almerschließung von Niederaudorf her. Sie legten Widerspruch bei der Regierung ein. Bald wurde das Ganze „gerichtsmaßig“. Verschiedene Instanzen entschieden einmal für die Bayrischzeller, einmal für die Niederaudorfer, bis schließlich das Bundesverwaltungsgericht in Berlin 1976 in einem höchstrichterlichen Urteil das Sudelfeld den „Zellern“ zuschlug. Der Groll auf der Niederaudorfer/Oberaudorfer Seite war deshalb lange Zeit ebenso groß wie der Triumph auf der Bayrischzeller Seite. Wenn auch der Grant aufgrund der fast sechsjährigen Streiterei inzwischen weitgehend verraucht ist, ganz vergessen hat man die Sache auch nach fast 40 Jahren noch nicht.
Der Grenzverlauf ist durch das erwähnte Gerichtsurteil heute äußerst kurios. Der Skifahrer merkt davon zwar nichts, aber lustig ist das schon: Wer heute aus dem neuen Waldkopflift aussteigt, wechselt sofort von Oberaudorf nach Bayrischzell. Der Rankenlift verläuft zwar vollständig auf Oberaudorfer Gebiet, bei der Abfahrt zurück zu seiner Einstigsstelle fährt man im oberen Teil genau auf der Gemeindegrenze; das heißt, nach links ausholende Schwünge finden in Oberaudorf statt, und auf der rechten Pistenhälfte befindet man sich in Bayrischzell. Beim Doppelschlepper zum Sudelfeldkopf steigt man ebenfalls auf Bayrischzeller Gebiet ein, bleibt während der ganzen Auffahrt in Bayrischzell, steigt aber schließlich in Oberaudorf aus, denn den Gipfel haben die Oberaudorfer behalten dürfen.
Der Rosengassenlift liegt dagegen voll und ganz auf Oberaudorfer Gebiet. Damit dies auch nach 1976 so blieb, macht die Gemeindegrenze, die hier am Kamm entlang verläuft, bei der Bergstation eine seltsame Ausbuchtung in Form eines nur wenige Meter breiten und etwa 30 Meter langen Korridors in Richtung Westen. Wer aber bei der Bergstation die Spur verlässt, steht sofort wieder auf Bayrischzeller Gebiet.
Ein anderes heftig umstrittenes Projekt wurde Anfang der Fünfzigerjahre von den bayerischen Energieversorgungsunternehmen Isar-Amperwerke und Bayernwerk entwickelt. Der Hochkessel des Sudelfelds sollte – nach dem Bau einer Staumauer etwa in Höhe Grafenherberg – überflutet werden. Ein weiterer Stausee sollte dann den Auerbach in Höhe Rechenau auffangen. Das Wasser beider Seen hätte durch ein Druckstollensystem durch das Wildbarrenmassiv zu einem Kraftwerk geführt werden sollen, das bei Kirnstein geplant war. Vermutlich wegen der zu erwartenden geringen Energieausbeute von nur 40 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und sicher auch wegen des massiven Widerstands von Bauern, Jägern, Bergsteigern, Naturschützern und der betroffenen Inntalgemeinden verschwand dieses Projekt – hoffentlich für immer – in den Schubladen oder Papierkörben der Energieversorger.
9. Skichronik Sudelfeld - Das Skiparadies jetzt und in Zukunft
Beinahe vierzig Jahre geschah am Sudelfeld fast nichts, während die benachbarten Tiroler Skigebiete kräftig modernisierten und technisch aufrüsteten. Lediglich der Schlepper Sudelfeld II wurde durch einen zeitgemäßen Sessellift ersetzt und somit seine Kapazität erneut erhöht.
Das Skipublikum drohte mehr und mehr nach Tirol abzuwandern. Zudem machte der Klimawandel dem Skiparadies trotz seiner guten Höhenlage zunehmend zu schaffen. Die Skisaison wurde kürzer und manche Abfahrtsabschnitte mussten frühzeitig wegen Ausaperung gesperrt werden.
Eine Rettung des Skiparadieses schien nur durch eine großflächige und systematische Beschneiung möglich. Es wurde eine großzügige und umfassende Planung erstellt.
Aber so einfach ging das nicht. Der Bund Naturschutz und der Deutsche Alpenverein sowie einige andere Organisationen erhoben beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Baumaßnahme. Am 03.06.2014 entschied das Gericht gegen die Kläger. BN und DAV gaben aber keineswegs klein bei, sondern legten beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerde gegen das Urteil ein. Das hohe Gericht schmetterte auch diese Beschwerde ab, und zwar mit der Begründung „...dass die Gewährleistung von Schneesicherheit für das Gebiet wichtig ist. Am Sudelfeld ist man vom Tourismus abhängig, somit ist das geplante Projekt auch für den Erhalt und die Förderung der Wirtschaftskraft und von Arbeitsplätzen nötig.“
Eine Reihe von Alpenvereinssektionen der Umgebung haben sich der Argumentation von BN und DAV angeschlossen und sich ebenfalls gegen die Modernisierung des Skigebiets ausgesprochen. Ein pikanter Aspekt bleibt jedoch, dass ausgerechnet die Alpenvereinssektion Rosenheim mit ihren fast 10000 Mitgliedern und ihrem Vorsitzenden Franz Knarr, zu deren Arbeitsgebiet (Wegebau und –erhaltung) das Sudelfeld gehört, den Ausbau befürwortet hat. Begründung: Wir wollen nicht, dass irgenwann in unserem Arbeitsgebiet eine vor sich hin rostende Wintersportruine steht.
Mit den beiden Gerichtsentscheidungen wurden die längst angelaufenen Baumaßnahmen legalisiert. Es wurden Leitungen für die 250 im Endausbau vorgesehenen mobilen Schneekanonen und fest installierten Beschneiungslanzen verlegt. Aber da man für die Beschneiung ja Wasser benötigt, musste ein möglichst hoch gelegener Beschneiungsteich angelegt werden. Die Mulde bei der Walleralm bot sich für diesen Speichersee mit maximal 150000 Kubikmeter Fassungsvermögen an. Seine Lage hat den Vorteil, dass nur wenig Pumpenergie erforderlich ist, weil der größte Teil des Skigebiets unterhalb liegt. Wegen der verhältnismäßig hohen Temperaturen im November und Dezember 2014 war aber leider trotz aller Vorbereitungen keine Beschneiung möglich.
Die Rettung brachten die starken Schneefälle am Jahresende. Jetzt brauchte auch nicht beschneit werden. Aber für die Berechtigung der Beschneiungsanlagen wird der Nachweis heuer sicher noch kommen.
Am 19.12.2014 wurde als Ersatz für den alten Doppelschlepper am Waldkopf der neue hochmoderne Sechser-Sessellift mit Abdeckkuppeln und Sitzheizung in Betrieb genommen. Der Waldkopf wurde so kinder-, anfänger- und snowboardfreundlicher. Der Hang rechts vom Lift ist als FIS-Strecke ausgewiesen. Er eignet sich besonders für Parallel-Wettkämpfe, da er auf mehr als 50 Meter Breite eine durchgehend sehr gleichmäßige Neigung aufweist. Auch der Snowboard-Weltcup ist deshalb regelmäßig hier zu Gast.
Außerdem gibt es neuerdings eine Verbindungsabfahrt zwischen Mittelstation und Waldkopf-Talstation.
2015 ist vorgesehen, den Doppelschlepper am Sudelfeldkopf ebenfalls durch einen kuppelbaren Sessllift zu ersetzen. Die Beschneiungsfläche soll von derzeit 20 auf 50 Hektar (Endausbau 70 ha) ausgeweitet werden.
Die Ausbaustufe 3 sieht einen Neubau der Zubringerbahn von Bayrischzell aus vor, und zwar als Pendel- oder 10er-Umlaufbahn. Im Zuge dieser Baumaßnahme soll auch Die Talabfahrt (Sauhöll) erweitert, planiert und mit Schneekanonen versehen werden, so dass künftig regelmäßig eine Abfahrt nach Bayrischzell möglich wird. Im weiteren Verlauf ist auch vorgesehen, andere Schlepplifte durch Sesselbahnen zu ersetzen, um so eine Komfortverbesserung zu erreichen.
Im Endausbau wird das Skiparadies Sudelfeld das größte beschneite Skigebiet Bayerns sein und wieder zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die benachbarten Tiroler Skigebiete werden.
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