Reisebericht
Cholatse Expedition
Nach mehrtägigem Zustieg durch das Khumbu Vally ging es in unser Base Camp auf 4800m. Dort ist erst mal passives Akklimatisieren angesagt. Unsere Ziele der Expedition sind eine Begehung des 1988 erstbegangenen und seit dem unwiederholten Nord West Grates des Cholatses 6440m und eine Erstbegehung am 1000 m hohen Ost-Pfeiler des Kyajo Ri 6186m.
Unser Team – Johannes Jähn, Christoph Gotschke und Michael Stacheder – verkleinerte sich leider schon früh, da Christoph mit starken Rückenschmerzen seine Zelte in Nepal abbrechen und den Heimweg antreten musste.
Rest days are the best days...
6. Nov:
Endlich dürfen wir Richtung Cholatse Nw Ridge aufbrechen. Wir rechnen damit nach drei Tagen wieder in den Genuss unserer Nepalischen Küche kommen zu dürfen. Im Gepäck ist nur das Wichtigste, denn ein langes Belagern des Bergs kommt für uns nicht in Frage. Nach einem mühseligen Couloir erreichen wir unser erstes Biwak in einem Sattel am Beginn des Grates. Endlich sehen wir den Grat voll ein. Wilde Felstürme wechseln sich mit überwechteten Schneerippen ab, bevor er sich zum Gipfel hin noch mal kräftig aufsteilt. Alle Zweifel der letzten Tage sind beseitigt und wir sind überzeugt davon, dass die Route gute Verhältnisse aufweißt.
7. Nov:
Über steile Flanken und Felspassagen steigen wir in die dunkle Nacht hinaus und ein traumhafter Tag begrüßt uns. Nur langsam kommen wir durch den tiefen Schnee voran. Die dünne Luft erinnert uns immer wieder daran, dass wir uns nicht in den Alpen befinden. Die Felsen sind alle schon mit Schnee bedeckt, was viel Wühlarbeit und kaum gute Sicherungspunkte bedeutet. Gegen 3 Uhr errichten wir auf knapp 6000m unser zweites Biwak. Dieses hacken wir mühsam in eine Wechte, bevor es noch liebevoll mit Regalen und einer Küche versehen wird. Den Gedanken an ein weiches, warmes Bett müssen wir uns jedoch aus dem Kopf schlagen.
8. Nov:
Erst das Tageslicht kann uns im dritten Versuch aus dem Schlafsack rütteln. Dank des Kochers dürfen wir noch ein paar Minuten dösen, bevor wir vom kalten Morgen begrüßt werden. Steil bricht der Schneegrat jetzt in die Nordwand ab. Der Schnee trägt uns immer noch nicht, trotz des wenigen Essens in den letzten Tagen. Aber die glühende Bergkulisse lässt ein wenig die brennenden Oberschenkel vergessen. Durch ein Labyrinth aus Schneetürmen und Felsrippen steigen wir immer höher bis wir am frühen Abend endlich den Gipfel erreichen. Ein langer Abstieg steht uns jetzt noch bevor. Kurz dürfen wir noch diesen besonderen Moment genießen: so hoch über unseren kleinen Zelten im BC und so nahe an den Riesen, fühlt man sich erhaben, aber vor allem erleichtert. Unzählige Linien und Gipfel fallen uns ins Auge, die uns wieder an diesen Ort locken werden.
Ganz nach dem Motto „Rest days are the best Days“ laufen dann die folgenden Tage ab. Doch lange halten wir es so nicht aus, warten doch noch so viele Berge und vor allem der KajoRi auf uns. Wir verschieben das BC nach Marchermo, ein etwas tiefer gelegenes Dörfchen. Zahnschmerzen und Fieber Attacken zwingen uns jedoch erst mal zur Zeltruhe. Mit einem Tag Verspätung geht es wieder los.
Über dem Everest, hängen die Wolken tief
14. Nov:
Wir sind beide geschwächt von den letzten Tagen, aber uns bleiben nur noch 3 Tage bevor unser Camp von den Nepalischen Schwertransportern, den Yaks, abgeholt wird. Wir schlagen unser Lager bei 5000m auf und begutachten die ersten 300m der Ostwand des KajoRi, welche sich zu unserer Freude als reine Felskletterei erweist.
15. Nov:
Mit den ersten Sonnenstrahlen steigen wir in die Wand ein, es tut gut mal wieder Fels unter den Fingern zu spüren und es ist warm. Schnell werden wir jedoch in unserem Kletterfluß gestoppt, denn der Fels ist rund und die Risse geschlossen. Spindrifts legen der Wand immer wieder einen leichten Schmierfilm auf und zwingen uns zu technischer Kletterei. Wir sind froh als wir die steile Wand hinter uns gebracht haben und endlich die Kletterschuhe gegen die warmen und bequemen Bergschuhe eintauschen können. Ein Couloir bringt uns rasch höher bis der nächste steile Wandriegel den Weiterweg versperrt. Wir noch 2SL in die Nacht hinein und versuchen einen geeigneten Biwakplatz zu finden. Lange müssen wir unsere Plätze bearbeiten, bevor wir in unsere wohlig warmen Schlafsäcke schlüpfen dürfen.
16. Nov:
Immer wieder hat es heute Nacht geschneit und über dem Everest hängen die Wolken schon tief. Unser Plan, die nächsten schweren Seillängen in der Morgensonne zu , geht nicht auf. Stattdessen ist es „sau kalt“. Für die nächste Seillänge benötigen wir 2 Stunden, da unsere Finger einfach nicht warm werden wollen und auch noch unangenehme Klettererei angesagt ist. Doch danach wird’s leichter. Es geht über leichte Platten an die Head Wall. Steil zieht sie noch mal 300m in die Höhe.Hannes versucht sich an einem kurzen Felsaufschwung, nichts geht mehr. Seit mehreren Tagen leidet er unter starken Zahnschmerzen und nimmt stärkste Schmerzmittel. Das sind die Schattenseiten einer solchen Expedition, in die viel Geld und Zeit investiert wird und man dann nicht so einfach auf einen Berg verzichten will. Erste Zweifel kommen auf. Was tun? Als dann noch starker Niederschlag einsetzt, wissen wir, dass wir uns für dieses Mal dem Kyajo Ri geschlagen geben müssen. Schweren Herzens machen wir kehrt und beginnen den langen, mühsamen Abstieg über die Route.
Am Morgen darauf bekommen wir unseren Tee serviert und sind erleichtert, als wir die 15 cm Neuschnee vor unserem Zelteingang sehen. Es ist Winter und Zeit fürs Skifahren. Daheim.
Informationen zur Begehung
Gipfelinformationen:
Cholatse 6440m, Erstbegangen 22.April 1982 von Vern Clevenger, Galen Rowell, Jhon Roskelly und Bill O` Conner über SW Grat.
Kyajo Ri 6186m ,Erstbegangen 2002 über den SW Grat.
Unsere Routen:
Cholatse NW Grat, 6 / M5 / 80°, 1000m, Erstbegangen 1989 von Greg Collins, Robert Parker (S.P.), Tom Walter and Andrew Selters, evtl. erste Wiederholung durch Johannes Jähn und Michael Stacheder
Kyajo Ri Ostpfeiler, 7 / M5 /700m, bis auf 5900m Erstbegehungs- Versuch.
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